Züddeutsche Zeitung, №2, Januar, 2020.

Als Gegenbewegung zum staatlich diktierten sozialistischen Realismus entwickelte sich in der Sowjetunion ab den Fünfzigerjahren die Kunstrichtung des „Nonkonformismus“. Einer ihrer Vertreter ist der Moskauer Valery Valius mit seinem Bild „Die Flüchtlinge“, 2015.,

 foto: Sammlung breitscheidel/museum Fürstenfeldbruck

 

Unbekannte Antihelden

 

Ausstellung Die Samnderin Lusine Breit$heil zeigt ihre Schätze: Im Museum Fürstenfeldbruck sind zeitgenössische russische Werke in der Tradition des Nonkonformismus zu sehen

 

Seit 1934 galten in der damaligen Sowjetunion strenge Regeln für die Produktion von Literatur, bildende Kunst und Musik - der sozialistische Realismus wurde vom Zentralkomitee zur einzig wahren und geschätzten Kulturidentität erklärt, um die Helden des Aufbaus der sowjetischen Gesellschaft auch in der Kunst zu feiern. Viele Künstler hatten in ihrer Vita damit zu kämpfen, nicht dem offiziellen Staatsgeschmack zu huldigen; sie wurden vom Künstlerverband des UdSSR ausgeschlossen und litten etwa unter dem Ausbleiben von staatlicher Förderung.

In „Non-Konform - Russische Kunst aus der Sammlung Breitscheidei“ werden vom 17. Januar an 70 Werke von acht verschiedenen Künstlern ünd einer Künstlerin des Nonkonformismus im Museum Fürstenfeldbruck gezeigt, um einen Einblick in diese wenig bekannte russische Kunstszene zu geben.

Geboren zwischen 1939 und 1979, stehen sie in einer Künstlertradition, die sich seit Mitte der Fünfzigeijahre in der damaligen Sowjetunion als Gegenbewegung zum verordneten Sozialistischen Realismus formierte. Einige sind in den 1970er Jahren nach Westen gegangen, dort geblieben oder nach 1990 zurückgekehrt, andere haben ihre Heimat nie verlassen. Ihre Werke zeigen Berührungspunkte mit den russischen und europäischen Avantgarden und erlauben einen spannenden Einblick in die

Entwicklung der neueren russischen Kunst abseits der offiziellen Ästhetik. Ne­en gesellschaftskritischen Themen finden sich auch nachdenkliche Reflexionen über das eigene Leben.

Die meisten Artefakte stammen dabei aus der Sammlung von Lusine Breitscheidel. Die 1973 in Armenien geborene Fürs tenfeldbruckerin ist mit allen ausgestellten Künstlern gut bekannt und setzt sich mit großem Engagement für deh kulturellen Austausch zwischen Ost und West ein. Als Tochter eines Künstlers und einer Ärzin lernte sie früh das Berufsbild des Kunstsammlers kennen. Prägend war für sie die Begegnung mit dem sowjetischen nonkonformen Künstler Vladimir Kurdyukov und

seinem Sohn Nikita Knikta, dessen Arbeiten sie in seinem Münchner Atelier bestaunen konnte. Knikta war an zerebraler Kinderlähmung erkrankt, doch von seinem Vater gefördert worden mit einer Methode, die auf dem Zeichnen basierte. 1999 kam er zum Studium an die Kunstakademie nach München, starb allerdings überrachend bereits Anfang Dezember vergangenen Jahres. Die Bilder von Vater und Sohn Kurdyukov stehen im Zentrum der Ausstellung. 

anna-lena reith

 

Non-Konform - Russische Kunst aus der Sammlung Breitscheidei, Fr., 17. Jan., bis So., 19. April, Museum Fürstenfeldbruck, Fürstenfeld 6, Теl.: 08141/611313