17. Jan. 1980
Vallus-Gedenkausstellung
Eine kraftvolle Künstlerpersönlichkeit - Ab morgen 11 Uhr
HERRENBERG (R). Mit einer einigermaßen exklusiven Ausstellung beginnt die Volkshochschule Herrenberg die Reihe ihrer Präsentationen von Kunst im neuen Semester. Am kommenden Sonntag, 11 Uhr, wird In der Galerie der Stadt Herrenberg In Marktplatz 1 eine Gedenkausstellung aus Anlaß des 10. Todestages von Pjotr Adamowitsch Valius eröffnet. Zu sehen sind etwa 50 Ölbilder und etliche Graphiken des russischen Künstlers, dessen Nachlaß von seinem Sohn Dr. Valery Valius verwaltet wird, der gegenwärtig nach seiner Emigration aus der Sowjetunion in Stuttgart lebt.
Pjotr Adamowitsch Valius stellt sich in den in Herrenberg zu sehenden Arbeiten als ein Künstler vor, der mit größter Konsequenz sich der abstrakten Gestaltung und der Komposition der Farbe verschrieben hat. Dabei sind gelegentlich Zitate an das Gegenständliche bei ihm um so erklärlicher, wenn man weiß, daß er auch in der konkreten Malerei außerordentliches zu leistenimstande war. Diese Dimension wird dann durch seine graphischen Arbeiten unterstrichen, die in ihrer Linienführung deutliche Anlehnungen an Matisse zeigen.
In vielen der Arbeiten von Valius offenbart sich eine kraftvolle Künstlerpersönlichkeit, wobei Ihm allerdings die Ferne zur Entwicklung mitteleuropäischer Malerei angelegentlich fehlt, was einigen seiner Arbeiten einen Eindruck des Suchens und Tastens gibt. Andererseits besticht die Sicherheit in der Farbwahl und Komposition und die künstlerisch ethische Ausstrahlung, die sich über alle seine Arbeiten verbreitet, die auch einen stark religiösen Gehalt aufweisen.
Der Lebenslauf des 1912 geborenen Künstlers liest sich, soweit es seine künstlerische Seite angeht, fast exemplarisch für ein Künstlerleben innerhalb der Sowjetunion. Valius wurde weitreichend unterdrückt und eine sparsame Rezeption seiner Arbeiten fand allenfalls anläßlich einer Ausstellung sowjetischer zeitgenössischer Künstler in Paris statt, wo seine Arbeiten ausgesprochen positive Bewertungen erfuhren.
Sein Sohn Dr. Valery Valius kämpft seit seiner Einreise in die Bundesrepublik um Ausstellungen der Werke seines Vaters und hat auch einen Aufsatz „Die Bilder meines Vaters" herausgegeben, der zur Vernissage in einer kleinen Auflage im Marktplatz 1 erhältlich sein wird.
Unter den Ausstellungsbemühungen der Volkshochschule Herrenberg wird diese außergewöhnliche Ausstellung sicherlich einen besonderen Platz einnehmen und die Begegnung mit einer Kunstform. die bisher nur wenig oder gar nicht im Ausstellungsprogramm der Volkshochschule vertreten gewesen ist, sollte ein besonderes Interesse um diese Ausstellung nach sich ziehen.
Eröffnet wird am Sonntag, dem 18. Januar, traditionell um 11 Uhr. Dr. Valery Valius wird zur Eröffnung anwesendsein. Dr. Bathelt von der Volkshochschule wird eine kurze Einführung in die Ausstellung geben.