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Peter Wolff
Stuttgarter Kulturleben, Nummer 39, 1980




Valery Valius: Ein Platz für die Bilder des Vaters
Bild: Kraufmann

Bilder eines russischen Malers
Für den Vater auf die Straße

Ein Sarggerüst aus Latten, das eine weiße Welke ziert, ein Bild des Vaters und das Öl-Bildnis „Kreuzigung": So ehrte der Sohn Valery Valius den Vater Piotr Valius an dessen neuntem Todestag, öffentlich, am Schloßplatz. Nichts Spektakuläres, nichts von Spekulation. Allein der Wunsch, dem Andenken gerecht zu werden. Und für die, die vorbeigehen, die unverhoffte Begegnung mit einer Geschichte. Piotr Valius ist 1912 in Moskau geboren. Die Eltern bestehen auf einem praktischen beruf. Architekturstudium und die Arbeit als Ingenieur beim Bau von Kraft- und Bergwerken dominieren nur einige Jahre über das künstlerische Selbststudium. 1947 gibt er den Beruf auf, widmet sich ausschhließlich der Malerei. Buchillustrationen, Graphiken sorgen für den Lebensunterhalt. Erst 1963 hat er zum ersten Male einen eigenen Raum zum Malen. Er ist früher dran als die Nonkonformistenbewegung, gehört jedoch keiner Gruppierung an, ist allerdings mit etlichen Künstlern befreundet. Offizielle Ausstellungen seiner...

...meisten Werke des Vaters mit nach Wien, dann nach Stuttgart; die übrigen behält die Mutter, eine Schriftstellerin, in Moskau. Hier im Westen erlebt er, daß Galerien nur am Geschäft interessiert sind, Museen sich nur für bekannte Künstler engagieren wollen. Denn nicht Verkaufen ist das Ziel des Sohnes, sondern das Werk des Vaters zu erhalten, es den Menschen ständig zugänglich zu machen. So sieht er die Aktion für dessen Kunst definiert als „Teil der Kultur der Menschheit", als eine Geste an die Öffentlichkeit: Das Werk des Vaters zu würdigen, und sei es auf der Straße.